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BASF-Forschungspressekonferenz BASF jetzt auch in grün: Wie der Konzern nachhaltig werden will

Von Anke Geipel-Kern

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BASF macht sich auf in eine nachhaltige Zukunft. Forschungsvorständin Melanie Maas-Brunner will den Konzern grüner machen und setzt auf weiße Biotechnologie, regenerative Energien und Digitalisierung.

BASF setzt auf Mikrorganismen und weiße Biotechnologie. Yvonne Liebner, Biologielaborantin und Nicola Basta, Biologielaborant, zeigen eine auf Reis gezüchtete Pilzkultur.
BASF setzt auf Mikrorganismen und weiße Biotechnologie. Yvonne Liebner, Biologielaborantin und Nicola Basta, Biologielaborant, zeigen eine auf Reis gezüchtete Pilzkultur.
(Bild: BASF SE)

Der Konzernumbau bei der BASF ist im vollen Gang und Forschungsvorständin Melanie Maas-Brunner absolvierte die zweite Forschungspressekonferenz seit ihrem Amtsantritt. Ihre Botschaft ist klar und hat sich seit letztem Jahr nicht geändert. Der Konzern will und muss grüner werden, auch wenn Energiekrise und der Ukrainekrieg die Arbeit nicht unbedingt einfacher machen.

Vorstandsmitglied und BASF-CTO Dr. Melanie Maas-Brunner (l.) eröffnet mit Nina Schwab-Hautzinger, Leiterin der Unternehmenskommunikation, die Forschungspressekonferenz 2022.
Vorstandsmitglied und BASF-CTO Dr. Melanie Maas-Brunner (l.) eröffnet mit Nina Schwab-Hautzinger, Leiterin der Unternehmenskommunikation, die Forschungspressekonferenz 2022.
(Bild: BASF)

Nachhaltigkeit sei nicht erst seit gestern ein Thema sondern bereits seit über 20 Jahren, sagte Maas-Brunner. Doch das Tempo müsse sich noch deutlich beschleunigen und Forschung und Entwicklung müssen nah am Kunden sein. Weltweit beschäftigt der Konzern rund 10.000 Mitarbeitende in Forschung und Entwicklung und investierte im Jahr 2021 rund 2,2 Milliarden Euro, um nachhaltige Produkte zu entwickeln, aber auch neue Technologiefelder zu erschließen und von der Entwicklung in die Anwendung zu überführen.

Es sei eine Daueraufgabe die Kompetenzen weiter auszubauen, betonte sie. Dazu zähle beispielsweise, CO2-freien Wasserstoff zu generieren, die Elektrifizierung der Produktionsprozesse und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, neue Rohstoffquellen zu erschließen oder digitale Werkzeuge noch effizienter zu nutzen.

Sie verweist auch auf den gemeinsam mit Vattenfall geplanten Offshore-Windpark der 2023 ans Netz gehen soll und dann im großem Maßstab regenerativen Strom liefern soll, der z. B. für den Elektrocracker benötigt wird.

„Wir wollen zu den ersten Unternehmen gehören, die eine große Bandbreite CO2-neutraler Produkte zur Verfügung stellen“, erklärte sie. Die Nachfrage steige, weil Kunden ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten wollten. Angesichts der gerade verkündeten Einsparungen muss es der Forschungschefin gelingen eine gute Balance zwischen Einsparungen und Zukunftssicherung halten. Darauf angesprochen erklärt sie, es gehe darum Forschungsgelder effektiver zu nutzen und sich mehr zu fokussieren auf Themen mit großem Hebel, wie z.B. Digitalisierung.

Weiße Biotechnologie soll deutlich wichtiger für BASF werden

Eine Schwerpunkttechnologie soll die weiße Biotechnologie werden. „Wir wollen die weiße Biotechnologie aus der Nische holen und zum Mainstream machen,“ erklärte Dr. Doreen Schachtschabel, Vice President White Biotechnology Research.

Dr. Doreen Schachtschabel, Vice President White Biotechnology Research, stellt die Fortschritte der BASF im Bereich der weißen Biotechnlogie vor
Dr. Doreen Schachtschabel, Vice President White Biotechnology Research, stellt die Fortschritte der BASF im Bereich der weißen Biotechnlogie vor
(Bild: BASF)

Um das zu erreichen, arbeiten die Forscher mit Mikroorganismen. Diese werden mithilfe gerichteter Evolution und Methoden wie Metabolic Engineering und Genome Editing in die Lage versetzt, neue Chemikalien herzustellen, z. B. Duft- und Aromastoffe. Neben angepassten Bakterien forschen die Mikrobiologen auch am Einsatz spezieller Pilze oder Nematoden (Fadenwürmer), z. B. für Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft.

Die Liste der Chemikalien und Produkte, die BASF mit Methoden der weißen Biotechnologie herstellt, ist aber viel länger: Biopolymere, essenzielle Inhaltsstoffe für die Ernährung von Menschen und Tieren wie Vitamine und Enzyme oder auch Enzyme für Waschmittel und Inhaltsstoffe für Kosmetika. Insgesamt stellt das Unternehmen bereits über 3.000 Produkte her, die zur Biotechnologie zählen oder biologisch abbaubar sind. Mehr als 3,5 Milliarden Euro haben diese Produkte 2021 zum Umsatz beigesteuert, mit steigender Tendenz.

Man habe erkannt, dass die Biotechnologie, das Ingenieurwesen und die klassische Chemie, wenn sie optimal zusammenspielen, sehr effiziente, aber auch ökonomisch und ökologisch nachhaltige Prozesse ermöglichen und in Zukunft BASF helfen werden, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sagte Schachtschabel.

Wie abbaubar sind Kunststoffe?

Prof. Andreas Künkel gibt in seinem Vortrag EInblicke in die Bioabbaubarkeit von Polymeren, beispielsweise in Mulchfolien für die Landwirtschaft
Prof. Andreas Künkel gibt in seinem Vortrag EInblicke in die Bioabbaubarkeit von Polymeren, beispielsweise in Mulchfolien für die Landwirtschaft
(Bild: BASF)

Nachhaltigkeit bedeutet für den Konzern aber auch genau zu wissen, wie und warum Mikroorganismen in der Umwelt die Produkte nach deren Verwendung abbauen. Dazu entwickeln Wissenschaftler um Prof. Andreas Künkel, Vice President Research Biopolymers, Vorhersagemodelle, wie sich Kunststoffe in der Umwelt verhalten und wie dieses chemisch zusammen gesetzt sein müssen, damit sie schnell abgebaut werden. „Wir schauen uns bis ins Detail an, wie wir Materialien designen sollten, damit sich unsere Produkte im Boden und in technischen Systemen wie Kompost- und Kläranlagen abbauen“, erklärte Künkel.

Als Beispiel für eine konkrete Entwicklung ist die Ecovio Mulchfolie zu nennen. Diese ist biologisch abbaubar im Boden und kann nach der Ernte bedenkenlos untergepflügt werden, da sie im Boden von den Mikroorganismen abgebaut wird. Die Forscher der BASF haben zusammen mit Wissenschaftlern der ETH Zürich genau untersucht, wie und warum sich die Folie im Boden abbaut – sowohl im Labor als auch im Freiland. Dafür haben sie neue Analysemethoden entwickelt, mit denen sich nachweisen ließ, dass der Kohlenstoff aus der Folie biologisch in Kohlendioxid und Biomasse umgewandelt wird. Sie markierten dazu einige Atome der Folie mit 13C-Isotopen, deren Weg sich dann mittels analytischer Methoden nachverfolgen ließ.

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Industrieabgase als Rohstoffe für Grundchemikalien

Sie arbeiten daran, Industrieabgase mithilfe von Bakterien zu Rohstoffen für die Chemieindustrie umzusetzen: Dr. Sean Simpson (l.), Chief Scientific Officer & Co-Founder von Lanza Tech, und Prof. Michael Helmut Kopf, Director Alternative Fermentation Platforms
Sie arbeiten daran, Industrieabgase mithilfe von Bakterien zu Rohstoffen für die Chemieindustrie umzusetzen: Dr. Sean Simpson (l.), Chief Scientific Officer & Co-Founder von Lanza Tech, und Prof. Michael Helmut Kopf, Director Alternative Fermentation Platforms
(Bild: BASF)

Eine weitere große Technologie ist die Gasfermentation, an der BASF gemeinsam mit dem amerikanischen Unternehmen Lanzatech arbeitet. Ziel ist, dass Bakterien gasförmige Kohlenstoffquellen wie Kohlenmonoxid und Kohlendioxid als Rohmaterial nutzen. Der Kohlenstoff kann dabei von Abgasen aus Stahlwerken, Raffinerien und chemischen Anlagen stammen, aber auch aus Haushaltsabfall, der in Gas umgewandelt wird. „Wir möchten das Potenzial der Gasfermentation erschließen, um Chemikalien für die chemischen Wertschöpfungsketten herzustellen“, erklärte Prof. Michael Helmut Kopf, Director Alternative Fermentation Platforms bei BASF. Es gibt bereits Produktionsanlagen von Lanzatech in China, die mit dieser Technologie Ethanol herstellen. Eine weitere Anlage wird in Kürze in Belgien in Betrieb gehen. Die beiden Unternehmen möchten nun mittels gas-fermentativer Verfahren höhere Alkohole und weitere Zwischenprodukte herstellen.

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